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Irgendwo zwischen Biokiste, Beyond Meat und Billigflieger…

By 11. September 2019September 6th, 2020Allgemein

…muss sich inzwischen jeder einordnen und Position beziehen. Sei es durch die Alltags- und Urlaubs-Emissionstoleranz sich selbst gegenüber, die Meinung zu Fridays for future, durch die tägliche Direktabstimmung im Supermarkt, den Verzehr von Fleisch oder dessen Verbannung aus dem Speiseplan oder durch den Konsum unfair und unökologisch, aber billig gehandelter Waren, die Wahl sowohl der Hausbank als auch des Hausmantels. Es ist unübersehbar, allgegenwärtig, betrifft jeden einzelnen Lebensbereich und nicht mehr zu ignorieren: Unser Ritt auf der Rasierklinge in Zeiten des Klimawandels und der sozialen, ökologischen und ökonomischen Megakrise.
Und obwohl es so brennt, obwohl es bitterernst ist und obwohl es um’s Ganze geht, sind wir in aberwitziger Weise gechillt. Wieso nur?
Im Kern lautet die Antwort: Moral funktioniert nicht.
Moral ist eine Kategorie, die das Leben, Erfahrungen und Ereignisse, Verhalten, Dinge, ja sogar Menschen in richtig und falsch, besser und schlechter unterteilt. Dass auf diesen Einteilungen zweifelsfrei kulturelle Werte wie Ethik und Gerechtigkeit, gesellschaftliche Übereinkünfte und handlungsleitende Konventionen erwachsen sind, die das Zusammenleben regeln, ist eine Kulturleistung, die wertvoll und wichtig ist. Nur sehen wir, dass sich ohne ein Rechtsapparat im Hintergrund und die Aussicht auf unangenehme Konsequenzen die allermeisten Menschen in ihrem Verhalten nicht auf moralisch ‚wertvolle‘ Werte beziehen und sich auch nicht den Kategorischen Imperativ zu eigen machen. Selbst mit Rechtssystem ist es unmöglich durchzusetzen, dass sich alle Menschen in allen Bereichen moralisch einwandfrei verhalten. Die Forschung weiß, dass Menschen Milde gegenüber ihren eigenen, sehr subjektiven Maßstäben, die quer zu Moral, dafür aber näher an unmittelbarer, individueller Wunscherfüllung liegen, großzügig walten lassen: Je weiter weg und weniger die eigenen Kreise betreffend die unangenehme Konsequenz liegt oder diese aber einen hinnehmbaren Verlust im Verhältnis zum Gewinn darstellt, desto weniger beeinflusst sie unsere Entscheidungen. Mit anderen Worten: Wen juckt’s, wenn an meinem Handy das Blut von Kindern in Indien klebt (um es drastisch auszudrücken). Wenn mein eigenes Kind allerdings seinen in Bangladesch von Billiglöhnerinnen gefertigten Schulranzen nur in der letzten Reihe abstellen kann – so ungerecht! – und dieser dann auch noch einen richtig weiten Schulweg von über 100 Metern selbst getragen werden soll, dann besteht dringend Handlungsbedarf!
So also sind wir: Moralisch-verurteilend, wenn es um andere geht, liberal-immun, wenn es um uns selbst geht. Daher muss die Frage erlaubt sein, was denn anstelle von Moral treten müsste, damit jeder seiner Verantwortlichkeit gerecht wird, die er als Lebewesen dieser Erde nunmal, ob wissentlich oder unwissentlich, unabwählbar hat.
Diese Frage wird im Coaching gestellt auch beantwortet und um eines ist nicht Teil der Antwort (und das ist für viele schon die größte Hürde und Erkenntnis): Moralische Bewertung und Recht haben.