Wenn man Jugendliche heute fragt, wann sie am glücklichsten sind, dann antworten sie meistens, dass es sie besonders glücklich macht, wenn sie mit ihren Freunden zusammen sind oder wenn sie mit der Familie im Urlaub sind. Gott sei Dank, werden einige denken, macht sie nicht ihr iPhone oder ihr Computerspiel am glücklichsten. Nein, noch nicht. Denn, was ist der Kern ihres Glücklich- seins mit Freunden oder mit der Familie im Urlaub? Es geht ihnen darum, neue Dinge zu erleben, anerkannt zu sein, nicht bewertet zu werden für Dinge, die sie tun. Es geht ihnen um das Sich-Ausprobieren dürfen ohne Entwertung zu riskieren.
Im Alltag scheint dies weit entfernt von der täglichen Erfahrung, die Jugendliche mit ihren Eltern, ihren Lehrern oder auch mit sich selbst haben. Es passiert höchst selten, dass Erwachsene wertfrei zur Kenntnis nehmen, was sie machen und was sie mögen und sie vielleicht fragen, was in ihnen vorgeht. In der Regel begegnet ihnen positioniertes Verhalten, das heißt Entwertung und Besser-wissen sind an der Tagesordnung. Du bist am Handy? So ein Blödsinn, mach lieber etwas Vernünftiges. Du kannst Dich nicht zu den Mathehausaufgaben aufraffen? Stell Dich nicht so an, Dein ewiges Chillen nervt. Und dann wohlmöglich noch die ewige Enttäuschung über den Nachwuchs, nach dem Motto „…und Du warst so ein süßes Kind…“. Es ist eine Mischung aus Vorwürfen, Besser-Wissen und Gefühlsquetsche, die Jugendliche dazu bringt, sich zurückzuziehen und Verweigerung zu leben. Wenn der gemeinsame Urlaub noch ein schönes Erlebnis für die Familie ist, zu dem die Jugendlichen gern mitkommen, dann hat die Resignation noch nicht Oberhand gewonnen und der Zugang zueinander ist noch möglich.
Aber auch, wenn nicht: Jugendliche sind nicht nachtragend, sie lieben ihre Eltern genauso, wie diese sie lieben. Sie wünschen sich nichts mehr, als anerkannt und wertgeschätzt zu sein, so wie sie sind. Es käme auf einen Versuch an, auch im Alltag, wenn wichtig von unwichtig manchmal nicht immer so leicht zu unterscheiden ist, mit diesen Beziehungskillern aufzuhören und sie durch Interesse, Mitgefühl und Vertrauen zu ersetzen. Und ganz wichtig: Integrität. Denn eine gute Beziehung heißt nicht, zu allem Ja und Amen zu sagen. Es heißt auch den eigenen Werten gemäß Position zu beziehen und verantwortlich zu sein. Nur eben ohne Vorwürfe.