Neulich lief im Radio auf einem Kultursender ein Beitrag über eine You-Tuberin, die in ihrem Kanal Tipps zum Saubermachen, zu Fragen des Hausfrauendaseins und zu allgemeiner Hauswirtschaft gibt. Der Radiobeitrag wies darauf hin, wie rundherum lächerlich sowohl das Thema als auch die Anbieterin anmuten, dies allerdings sehr unterhaltsam, köstlich anzuhören, er spielte mit Sprachwitz und jonglierte gekonnt mit ironischen Wortspielen – sehr amüsant. Nur: Er war komplett entwertend. Jeder Satz ein Treffer unter der Gürtellinie. In den großen (intellektuellen) Tageszeitungen dasselbe: Je besser ein Text, desto abwertender, giftiger und herablassender der Ton darin. Wer schreibt weiß, dass der Inhalt sich manchmal der Form fügen muss, zugunsten eines Witzes, einer Pointe oder einer sprachlichen Raffinesse. Und es ist schwierig, originell und gekonnt zu schreiben und dabei wertschätzend und gleichzeitig kritisch, ohne kitschig, klischeehaft oder anbiedernd zu klingen. Da ist es einfacher von ganz oben herab zu schreiben. Und es macht auch mehr Spaß. So ist es ja auch beim Lästern und Tratschen: Es liegt so nahe, sich herzhaft über andere auszulassen, zynisch zu sein und einen Witz nach dem anderen auf Kosten anderer zu reißen.
Ein Ausdruck von Integrität und Souveränität wäre allerdings etwas anderes. Kritik üben, Position beziehen, sich äußern auf Augenhöhe, nicht meilenweit darüber, können die Wenigsten. Ein Gespräch, in dem nicht über (negativ) über Abwesende gesprochen wird ist fast undenkbar und von den meisten auch gar nicht gewollt. Was schade ist, denn wie jede gut geschulte Brigitte-Leserin und jeder Küchenpsychologe weiß, sind Worte mächtig, sie fallen wie ein Boomerang auf einen selbst zurück und sorgen für Negativ-Programmierung bei dem, der sich über andere erhebt. Zudem gilt: Was Peter über Paul sagt, sagt mehr über Peter als über Paul.
Und was sagt Konfuzius? Wer die macht der Wörter nicht kennt, kann auch die Menschen nicht kennen.